Albtraum Magendrehung

Ein Albtraum für Hundehalter: Die Magendrehung

Wenn sich beim Hund der Magen verdreht ist sofortiges Handeln angesagt denn dies ist ein absoluter Notfall!
Bemerkt man beim Hund ein starkes Hecheln, Unruhe oder den erfolglosen Versuch zu Erbrechen ohne dass hierfür ein nachvollziehbarer Grund vorliegt, sollte unverzüglich der Tierarzt aufgesucht werden.
Sollte die Diagnose „Magendrehung“ gestellt werden, hilft (leider nicht in jedem Fall) nur noch eine sofortige OP. Selbst Hunde, die binnen kürzester Zeit in eine Tierklinik gebracht und behandelt wurden, überlebten nicht immer.
Daher steht die Todesursache „Magendrehung“ bei Hunden nach Krebs und Herzerkrankungen an Dritter Stelle.

links: Normallage des Magens rechts: Magendrehung mit Abschnürung

links: Normallage des Magens rechts: Magendrehung mit Abschnürung

Wodurch sich der Magen verdreht, konnte nach Aussage des Tierschutzbundes noch nicht eindeutig geklärt werden. Ein Risikofaktor kann jedoch ein zu hastiges Verschlingen des Futters sein.
Weitere (vermutete) Auslöser einer Magendrehung sind nachstehend aufgeführt.
Ein Zusammenhang mit bestimmten Hunderassen ist ebenfalls nicht eindeutig herzustellen. Allerdings sind größere Hunde ab ca. 22-25 kg Körpergewicht öfters betroffen als kleinere. Auch die Anatomie des Körpers kann eine Rolle spielen.
Hunde mit breitem, großem Brustkorb haben auf Grund des größeren Platzes im Brustinnenraum ein erhöhtes Risiko eine Magendrehung zu erleiden.
Grundsätzlich kann die Drehung jedoch bei Hunden jeder Rasse, Größe und jeden Alters (ältere Hunde sind jedoch öfter betroffen) vorkommen.

Was passiert bei einer Magendrehung?
Bei der Magendrehung, auch Magendilation genannt, dreht sich der Magen des Hundes um die eigene Achse. Dabei wird der Magenein- und ausgang abgeschnürt und durch den Verdauungsprozess entstehende Gase können nicht mehr entweichen. Der Magen gast auf und komprimiert umliegende Blutgefäße sowie Organe wie z. B. das Zwerchfell.  Dadurch können nicht mehr alle Organe mit Sauerstoff versorgt werden und das Tier erleidet einen Kreislaufkollaps.

Die Symptome:
Häufige Symptome sind Unruhe, Speicheln, starkes Hecheln, blasse Schleimhäute, Würgen ohne zu erbrechen, plötzliches Fressen von Gras, Erde, oder Fell (Ausreißen des eigenen Fells). Hinzu kommt meist ein aufgeblähter, harter Bauch mit einer gespannten Bauchdecke oder Ausbuchtungen hinter den Rippen sowie ein schwacher Puls. Stellt man derartige Symptome bei seinem Hund fest, gilt es SOFORT ein Tierarzt aufzusuchen! Eine Magendrehung ist lebensgefährlich und Minuten können über Leben oder Tod entscheiden.

Was zu Tun ist:
Wenn der Fall der Fälle eingetreten ist, hilft dem Hund nur eine entsprechende Operation. Dabei wird der Magen wieder in seine ursprüngliche Position rückverlagert. Zunächst wird der Magen dazu entgast, der Mageninhalt  wird entfernt und dann wird die Verdrehung rückgängig gemacht. Meist wird der Magen dann im Bauchraum fixiert, um ein erneutes Verdrehen zu vermeiden. Um es gar nicht erst so weit kommen zu lassen, sollte man einige Faktoren beachten. Dr. Petra Hellweg und Prof. Dr. Jürgen Zentek haben diese Faktoren in dem Artikel „Risikofaktoren im Zusammenhang mit der Magendrehung des Hundes“ zusammengefasst. Ergänzend wurden noch weitere Quellen gefunden, die einzeln gekennzeichnet sind.

Faktoren, die das Risiko einer Magendrehung erhöhen:

  • Die Art des Futters: Trockenfutter mit einem hohen Anteil an Kohlenhydraten und einseitige Ernährung (nur eine Futtersorte) verdreifachen das Risiko, auch stark zerkleinertes Futter trägt dazu bei
  • Die Futtermenge: große Futterportionen verdoppeln das Risiko einer Magendrehung
  • Die Futterqualität: eine große Zahl gasproduzierender Bakterien im Futter wirkt sich ungünstig aus
  • Die Veranlagung: Familiäres Vorkommen der Erkrankung wirkt sich negativ aus
  • Die Rasse: Rassehunde haben ein 2,5-fach höheres Risiko zu erkranken, Riesenrassen haben ein dreifach erhöhtes Risiko
  • Die Körpergröße: große Hund und Hunde mit einer großen Brusttiefe erkranken öfter
  • Das Fressverhalten: schnelle Futteraufnahme
  • Der Ernährungszustand: Untergewicht erhöht das Risiko für Magendrehungen
  • Das Temperament: ängstliche und lebhafte Hunde erkranken öfter
  • Das Geschlecht: Rüden sind häufiger betroffen als Hündinnen
  • Das Alter: ältere Hunde haben ein höheres Risiko, zu erkranken

Was man man tun kann:
Einige Faktoren wie Alter, Geschlecht, Temperament und Genetik lassen sich natürlich nicht beeinflussen, aber man kann die Futterart und die Fütterungstechnik so wählen, dass das Risiko sinkt.

Futterart:

  • Das Futter sollte nicht stark zerkleinert, trocken oder gekocht sein – auf Trockenfutter sollte demnach verzichtet werden oder es sollte ein aus größeren Stücken bestehendes Trockenfutter gefüttert werden. Dies veranlasst den Hund zum Kauen und reduziert ein zu schnelles „Schlingfressen“.
  • Das Futter sollte hygienisch einwandfrei sein
  • Der Kohlenhydratanteil sowie der Rohascheanteil sollte gering sein
  • Das Futter sollte nicht unnötig viel Calcium enthalten
  • Die Fütterung von Tischresten (selbstverständlich ungewürzt und ohne kritische Zutaten wie z.B. Hülsenfrüchte, Knoblauch, Zwiebeln etc.) oder Fleisch senkt das Risiko um 59 % (im Vergleich zu Trockenfutter)
  • Die Fütterung von Dosenfutter senkt das Risiko um 28 % (im Vergleich zu Trockenfutter)
  • Die Fütterung verschiedener Futterkomponenten senkt das Risiko deutlich – man sollte also auf keinen Fall dauerhaft ein s. g. Alleinfutter verwenden, sondern abwechslungsreich füttern

Fütterungstechnik:

  • Die Futterportionen sollten klein sein, dazu die Gesamtfuttermenge auf mehrere Mahlzeiten verteilen
  • Aufregung und Stress sollten vor und nach der Fütterung vermieden werden
  • Der Hund sollte entgegen der landläufigen Meinung nicht erhöht fressen

 Welchen Einfluss das Futter hat:

Dass das Futter eine große Auswirkung auf den Magen hat, ist eigentlich selbsterklärend, aber warum hat der Zustand des Futters (ob trocken oder nicht) oder die Zusammensetzung eine so große Bedeutung?
Zustand des Futters:
Füllt man den Magen mit trockenem Futter so quillt es auf, erzeugt ein größeres Volumen und dehnt durch ein hohes Gewicht die Bänder. Dadurch erhöht sich das Risiko einer Magendrehung. Hunde, die regelmäßig Trockenfutter bekommen, haben einen wesentlich größeren Magen als Hunde, die Feuchtfutter oder Hausmannskost zu sich nehmen. Außerdem hemmt trockenes Futter und auch Futter mit hohen Rohascheanteilen die Produktion von Magensäure. Das hat zur Folge, dass gasbildende Bakterien nicht mehr so effizient abgetötet werden können. Auch stark zerkleinertes Futter hat negative Auswirkungen, denn einerseits beschleunigt sich die Magenpassage und andererseits können Hunde kleine Futterbrocken noch schneller aufnehmen und schlucken dabei Luft.
Zusammensetzung des Futters:
Bestimmte Futterkomponenten regen die Magensäureproduktion an, andere hemmen sie. Getreide und Kartoffeln hemmen die Produktion, ebenso wie stark calciumhaltige Rationen. Dies wirkt sich ungünstig auf die Inaktivierung von Mikroorganismen aus (denn je mehr Magensäure vorhanden ist, desto effizienter werden diese abgetötet), was eine Gasbildung begünstigt. Außerdem sind kohlenhydratreiche Futtermittel noch aus einem anderen Grund ungünstig: Kohlenhydrate sind im Gegensatz zu Fetten recht ineffiziente Energieträger, denn 1 g Kohlenhydrate liefert nur 4 kcal, 1 g Fett hingegen 9 kcal. 50 g Fett enthalten genau so viele Kalorien wie 650 g gekochte Kartoffeln. Wenn man die Energie für den Hund also mit Kohlenhydraten bereitstellt, muss faktisch der Umfang des Futters zunehmen und somit erreicht man eine ungünstige Portionsgröße. Außerdem wird Fett weniger intensiv mikrobiell abgebaut und hemmt Gasbildung im Magen sogar.

Zum Abschluss:
Vor einer Magendrehung ist eigentlich kein Hund gefeit, man kann aber bei der Auswahl des Futters und bei der Fütterungstechnik einige Dinge beachten, um das Risiko deutlich zu minimieren.