Jäger – Treuhänder der frei lebenden Tierwelt oder schießwütige Rambos?

Jäger wollen weiter wildernde Haustiere schießen dürfen.
Aber was sind „wildernde Haustiere“?
Eine Katze, die einen kurzen Streifzug durch den Wald macht?
Ein Hund, der sich beim Gassigehen schnell mal entfernt und bei einem „Ausflug“ ein wenig herumschnuppert?
Wie schnell eine derartige Situation eskalieren kann, werde ich in meinem nächsten Beitrag in dieser Kategorie beschreiben.

Dieser Beitrag betrifft nicht nur „NRW“:
Um die Reform des Jagdrechts wird weiter gerungen: Strittig ist das Abschussrecht für wildernde Haustiere und die Liste der jagbaren Tierarten. Die Jäger wollen die Forderungen des BUND verhindern.

Jäger sollten nach Ansicht des Landesjagdverbands auch weiterhin wildernde Katzen und Hunde zur Not erschießen dürfen. Um wild lebende Tierarten wie Vögel, Kaninchen oder Rehkitze zu schützen, müsse diese Regelung in der geplanten Jagdgesetzreform erhalten bleiben. Das forderte Verbandspräsident Ralph Müller-Schallenberg in Düsseldorf. Das NRW-Umweltministerium wolle das Tötungsrecht für wildernde Haustiere abschaffen. Die Naturschutzorganisation BUND forderte, den Abschuss von Haustieren zu verbieten.

Wir haben’s überlebt:
Hunderache

Müller-Schallenberg zufolge kann eine streunende Katze im Jahr bis zu 1000 Vögel, Kleinsäuger und Amphibien erbeuten. Die vermeintlich zahmen Stubentiger und Schoßhunde erbeuteten während der Brut- und Aufzuchtzeit deutschlandweit millionenfach Kaninchen, Hasen und Vögel.
In NRW erschießen Jäger laut Verbandspräsident jährlich rund 50 wildernde Hunde und 10.000 Katzen. Das komme nur als letztes Mittel und unter bestimmten Voraussetzungen in Frage – etwa, wenn ein unbegleiteter Hund Wild hetze oder reiße.
Wichtig sei, dass Besitzer ihre Katzen und Hunde nicht streunen und wildern lassen, appellierte Müller-Schallenberg. Lösungsansätze könnten „Kastrations- und Registrierungsprogramme“ sein oder auch die Einführung einer Katzensteuer oder Chip-Pflicht für Katzen.

Haustierabschuss sei „grober Unfug“
Als NRW-Vorsitzender des BUND kritisierte Holger Sticht, Haustierabschuss sei „grober Unfug“ und gehöre abgeschafft. Gerade von Hauskatzen gehe keine Gefahr für die heimische Tierwelt aus. Der Bestand von bodenbrütenden Vogelarten wie Rotkehlchen und Zilpzalp sei dort konstant, wo es die höchsten Hauskatzendichten gebe – und gleichzeitig allerdings keine Jagd. Dass Jäger mit dem Haustierabschuss etwas für den Naturschutz tun wollten, sei ins „Reich der Fabelwelt zu verweisen“.NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) will vor der Sommerpause einen Referentenentwurf für ein neues Jagdgesetz vorlegen – nach einem umfangreichen Dialogprozess mit Umweltverbänden, Tier- und Naturschützern, Waldbesitzern und Jagdverbänden, wie er am Mittwoch betonte. „Ziel des neuen ökologischen Jagdgesetzes wird eine zeitgemäße Modernisierung der rechtlichen Rahmenbedingungen für die Jagd in NRW sein.“ Künftig sollten „Tierschutz, Naturschutz und naturnahe Waldwirtschaft Hand in Hand“ gehen.

Uneinigkeit blockiert Reform
Bereits seit Längerem wird um eine Reform gerungen. Bisher ist in mehreren Punkten noch keine Einigkeit erzielt worden. Zu den offenen Fragen gehört neben der Liste der jagbaren Tiere etwa die Ausbildung von Jagdhunden. Diese ist derzeit auch am lebenden Wild erlaubt. Der Jagdverband hält das für alternativlos. Das Ministerium will dieses Thema aber ebenso angehen wie das Abschussrecht für wildernde Haustiere.
Der Jagdverband kritisierte auch Pläne des Umweltministeriums, bestimmte – möglicherweise gefährdete – Arten aus dem Katalog der jagbaren Tiere zu streichen. Dazu reichten Schonzeiten aus.
Der Verband hat zudem Klage gegen das Land erhoben, das dessen Anerkennung als Tierschutzverein Ende Januar abgelehnt hatte. Diese Ablehnung sei rechtswidrig, meinte der Verbandspräsident. Tierschutz und Jagd seien kein Widerspruch. Der Verband sei Treuhänder der frei lebenden Tierwelt.

Wie vor vermerkt, werde ich in meinem nächsten Beitrag in dieser Kategorie etwas über (einzelne-nicht alle!) Jäger und deren Einstellung zu und ihrem Verhalten gegenüber „wildernden“ Haustieren berichten.