Die Trockenmauern im Neckartal

Innerhalb dieser Kategorie habe ich bereits in einigen Beiträgen zur Einführung über Grundsätzliches zum Thema „Streuobstwiesen“ geschrieben und – so denke ich – auch ein paar ganz hübsche Bilder dazu „geschossen“.
Jetzt möchte ich – ebenfalls zur Einführung – ein wenig über die hier bei uns im Neckartal in den Steillagen der Weinberge auch zum Landschaftsbild gehörenden Trockenmauern schreiben, um dann später im Wechsel über beide Themen (Streuobstwiese und Trockenmauern) zu berichten.

Trockenmauer Cannstatt

Die Trockenmauern findet man bei uns im Neckartal so ab Esslingen über Stuttgart (in Stuttgart-Bad Cannstatt gibt’s nicht nur den VfB sondern, Kennern sicherlich bekannt, auch das „Cannstatter Zuckerle“, eine dieser Weinberghänge) und weiter Richtung Heilbronn an den Steillagen der Weinberge. Über diese Trockenmauern möchte ich in erster Linie berichten, sollte ich aber auf schöne Bauwerke wie mal die eine oder andere Kirche und andere Bauwerke oder originelle Mauern im freien Gelände etc. stoßen werde ich mir diese natürlich auch mal anschauen.

Das Trockenmauerwerk ist Natursteinmauerwerk, das ohne Zuhilfenahme von Mörtel errichtet wurde.

Trockenmauerwerk wird heute vor allem im Gartenbau angewandt, hatte  aber – wie vor schon erwähnt – in der Baugeschichte verschiedene Anwendungsbereiche, so beim Hausbau, Brunnenbau, im historischen Wasserbau, bei der Anlage von Feld- und Wehrmauern und im landwirtschaftlichen Terrassenbau wie z.B. dem Steillagenweinbau.

Nicht zum Mauerwerk zählen die heutigen Steinkorbmauern.

Das Aufschichten von losen Steinen ohne Mörtel ist die älteste Form des Steinbaus. Besondere Qualität hat das bronzezeitliche Zyklopenmauerwerk im Mittelmeerraum.

Mauern

Trockenmauern, in Österreich auch Klaubsteinmauern genannt, werden fast ausschließlich im Freien errichtet, meist aus plattigem Sedimentgestein. Als Acker- und Weideeinfassung werden sie in Südeuropa, Irland, Wales sowie der Schweiz und in Österreich genutzt.
Ein lokaler Typ stellt z.B. der Friesenwall in Friesland dar, eine Trockenmauer aus runden Findlingen, mit Rasensoden als Fugenmaterial.

Bedeutung für den Weinbau

In den Weinbergen werden Trockenmauern an besonders steilen Hangabschnitten errichtet, um durch den Aufbau von Terrassen die Nutzflächen zu vergrößern. Der Tagesverlauf der Lufttemperatur wird durch Trockenmauern ausgeglichen und ein Steillagenweinbau auch an exponierten Hangabschnitten ermöglicht. Die Trockenmauer strahlt am Abend bis in die Nacht die gespeicherte Wärme im langwelligen Bereich wieder an die bodennahe Luftschicht ab und mindert so die nächtliche Auskühlung der Weinbergflächen.

Die Trockenmauer hat sich in den terrassierten Weinbergen wegen ihrer Wasserdurchlässigkeit als stabiler erwiesen als mit Mörtel verfugtes Mauerwerk. Eine handwerklich gut gebaute Trockenmauer kann 100 Jahre und mehr überdauern. Durch die Verringerung der Hangneigung wird außerdem die traditionelle Weinlese von Hand wesentlich erleichtert. Viele Trockenmauern in verbuschenden und brachgefallenen Weinbergen sind heute dem Verfall preisgegeben. Da Trockenmauern nicht mit der zunehmenden Mechanisierung im Weinbau vereinbar sind, findet man sie nur noch in historisch gewachsenen und nicht flurbereinigten Weinbergen.

Trockenmauer Esslingen

Für die Erhaltung und den Wiederaufbau von Trockenmauern gewährt der Staat jedoch finanzielle Zuschüsse an die Winzer (bei uns „Wengerter“). Ein Beispiel hierzu möchte ich in einem der nächsten Berichte einbringen.